Montag, 31. Januar 2011

Nachtrag: Podcast Hoaxilla

Schön ist, wenn man Feedback bekommt. In den Kommentaren zu meinem Podcast-Post habe ich einen Hinweis auf einen weiteren deutschen Skeptiker-Podcast gefunden: Hoaxilla - Der skeptische Podcast aus Münster.
Das sagt Hoaxilla über sich selbst:
HOAXILLA beschäftigt sich mit Modernen Sagen (Urban Legends), Medien, Kultur und Wissenschaft aus Sicht der Skeptiker-Bewegung, ohne sich dabei selbst zu ernst zu nehmen.
Das Besondere an HOAXILLA ist die Paarung von Skeptizimus und soziokultureller Betrachtung von Alltagsthemen. Dabei wird es nie trocken, aber immer wissenschaftlich fundiert.
Alexander und Alexa präsentieren jede Woche ein skeptisches Thema. Sehr hörenswert - ich lade gerade im Hintergrund alle 31 Folgen. Ausserdem: Herzlich willkommen bei der GWUP, der die beiden Podcaster gerade beigetreten sind.

Sonntag, 30. Januar 2011

Homöopathie - Nichts drin, nichts dran

Nur zur Erklärung meines letzten Posts: Der Inhalt wurde homöopathisch mit D30 potenziert. Die Folge ist, das nichts vom Inhalt drin ist.

Ich war in den letzten Tagen damit beschäftigt, die internationale 1023-Kampagne hier in Köln mitzuorganisieren, darum habe ich leider nicht viel Zeit zum Bloggen - schließlich habe ich auch noch einen regulären Beruf, und der macht momentan zu allem Überfluss auch besonders viel Arbeit. Trotzdem möchte ich hier ein wenig über die 1023-Kampagne berichten.

Was ist die 1023-Kampagne?
Homöopathie-Kritiker auf der ganzen Welt werden am 5./6. Februar 2011 demonstrieren, dass in Homöpathischen Mitteln nicht das drin ist, was draufsteht. Also werden wir gemeinsam eine "Überdosis" von Globuli nehmen. Viele Menschen glauben ja, dass Homöopathie eine Naturheilkunde ist. Das stimmt aber nicht. Homöopathie ist ein Glaubenssystem. Homöpathie beruht auf zwei Glaubensprinzipien:
Dem Simile-Prinzip und dem Prinzip der Potenzierung.

Was ist das?
Das Simile-Prinzip besagt, dass ein Stoff, der beim Gesunden bestimmte Symptome hervorruft, diese beim Kranken heilen kann. Anbgesehen davon, dass es dafür keinen Beleg gibt, sollten wir mal einen Blick darauf werfen, wie Homöopathen feststellen, dass ein Gesunder bei der Einnahme bestimmte Symptome zeigt. Man nennt diesen Vorgang: Bestimmung des Arzneimittelbildes. Dabei wird die zu prüfende Substanz in einer Dilution von C30 verabreicht und die Symptome durch Befragung festgestellt. Damit besteht schon mal ein Problem: C30 bedeutet eine Verdünnung im Verhältnis 1: 10 hoch 60. Das ist eine 1 mit 60 Nullen. Bei einer solchen Verdünnung ist aber ausgeschlossen, dass auch nur ein einziges Molekül der "Urtinktur" in der Dilution verbleibt. Was also soll die Symptome hervorrufen?
Damit sind wir dann auch bei der Potenzierung: Die Homöopathie geht davon aus, dass eine größere Verdünnung die Wirkung steigert. Und so wird munter in Ausmaßen verdünnt, bei denen nichts von der angeblich wirksamen Substanz verbleibt.

Fazit: Homöopathie wirk allenfalls deshalb, weil man dran glaubt.

Sinn der 1023-Kampagne ist es, auf diesen Umstand aufmerksam zu machen. Ich bin mir natürlich darüber im Klaren, dass Homöopathen nicht einmal behaupten, dass ihre Mittel irgend einen Wirkstoff enthalten. Fragt man nach den Wirkprinzipien, dann gibt es verschiedene Antworten: Wir wissen nicht wie es wirkt, aber es wirkt. Alternativ gibt es Hinweise auf "Quanteneffekte" oder ein "Gedächtnis des Wassers". Leider fehlt es für die erste Behauptung an Nachweisen: In kontrollierten klinischen Studien schneidet die Homöopathie regelmäßig nicht besser ab, als andere Placebos. Und das wirft natürlich auch Fragen hinsichtlich der Quantenspekulationen auf.

Unterhaltsam ist insoweit der folgende Videobeitrag:


Es geht bei der Kampagne also nicht darum, zu beweisen, dass Homöopathie nicht wirkt - es ist nämlich insoweit genau anders herum: Die Homöopathie gibt es seit über 200 Jahren und hat es nicht geschafft, einen Wirkungsnachweis zu führen. Das ist aber an sich von jedem zu erwarten, der eine Heilmethode verkauft.
Es geht darum, den Umstand, dass Homöopathie keine Naturheilkunde, sondern Aberglaube ist und das eben in einem homöopathischen Präparat nicht das drin ist, was draufsteht, im wahrsten Sinne des Wortes zu demonstrieren. Letztlich bleibt nur Zucker und Wasser.

Mehr Informationen zu 1023-Kampagne finden Sie hier:
GWUP - organisiert die Kampagne in Deutschland und Österreich
1023.org.uk - Homepage der internationalen Kampagne

Zum Abschluss noch ein Video:


Nachtrag: Den Clip gibt es mit deutschen Untertiteln hier. (Danke an @esowatchcom für den Hinweis)

Samstag, 22. Januar 2011

Die Balance der Kraft

In diesem Post möchte ich Ihnen ein Produkt vorstellen:
Das "Powerbalance (TM)"-Armband. Schauen wir uns das Produkt einmal an:

Original Powerbalance(TM) Armband (Bildquelle: Wikimedia Commons, Lizenz: Public Domain)

Schauen wir uns dieses wunderbare Produkt genau an: Ein Gummi-Armband mit einem "Hologramm" - man kann es auf diesem Bild nicht sehen, aber es befindet sich auf beiden Seiten ein Hologramm - wie man es zum Beispiel auf jeder Bankkarte findet. Über die vermutlichen Produktionskosten möchte ich nicht spekulieren. Dieses Gummiband kann man bei www.powerbalance.de für den Schnäppchenpreis von 39,90 € beziehen. Um nichts falsches zu sagen: Die Neopren-Version ist billiger: 34,95 €. Es gibt auch Halsketten und die Hologramme kann man im 10er-Pack für nur 79,95 € beziehen. (alle Preise laut http://www.powerbalance.de - Zugriff am 22.01.2011).

Warum sollte man für ein - ein wenig an ein Einmachglas-Gummi erinnerndes Armband fast 40,00 € ausgeben? Lassen wir die Werbung sprechen:


"Die POWER BALANCE Armbänder und Halsketten mit den einzigartigen Hologrammen wurden von Sportlern in USA entwickelt und können bei allen Sportarten bequem getragen werden. Neben vielen erfolgreichen Top-Athleten begeistert die Performance Technology vor allem Menschen, die auch im Alltag aktiv sind.
Die in fernöstlichen Kulturen jahrtausend alte Erkenntnis, dass unser Wohlbefinden vom natürlichen Energiefluss abhängt, findet auch im Westen zunehmend Akzeptanz. Auf Basis dieser Philosophie entstand POWER BALANCE. Die Produkte werden in einem speziellen Prozess hergestellt, wobei ein Mylar-Hologramm programmiert wird, damit es mit dem natürlichen Energiefluss des Körpers harmoniert." (http://www.powerbalance.de/was-ist-power-balance.html Zugriff 22.01.2011)
Die Aussage, dass man die Teile bei allen Sportarten bequem tragen kann, will ich gar nicht in Frage stellen. Aber warum sollte man das tun? Ein wenig erinnert das an einen alten Hägar-Comic (den ich aus urheberrechtlichen Gründen hier nicht wiedergeben kann, aber Sie können ihn hier ansehen): Hägar fragt einen Golf-Profi, warum er die von diesem vertriebene, extrem teure Magische Mütze kaufen soll und erhält zu Antwort: "Weil Golfer alles tun würden, um ihr Spiel zu verbessern". Zum zweiten Teil der Werbung hätte ich aber ein paar Fragen:

  • Was genau ist der "natürliche Energiefluss"?
  • Wie programmiert man ein Hologramm?
  • Wie soll ein Hologramm mit dem - nicht existenten - Energiefluss harmonieren?

Eine Antwort findet sich vielleicht in der weiteren Werbung: Etwas später heisst es an gleicher Stelle nämlich:
"Die Hologramme sind sehr robust und ermöglichen bei sachgemäßer Handhabung eine Lebenszeit von mehreren Jahren. Sie sind wasserfest und haben, soweit bekannt, keine störenden Wechselwirkungen mit anderen Strahlungsquellen." (Hervorhebung durch mich)
Eine Strahlungsquelle? Was wird verstrahlt? Licht, Radiowellen, Alphateilchen?

Nun, ich bin nicht der einzige, der sich diese Frage gestellt hat. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Skeptiker findet sich ein Artikel der amerikanischen Ärztin Dr. Harriet Hall - die englische Originalfassung aus der Zeitschrift "Skeptical Inquierer" finden Sie online hier.

Kurz zusammengefasst: Es gibt kein natürliches Energiefeld, es schwingt nicht, Hologramme schwingen ebenfalls nicht.

Eine wundervolle Demonstration, wie derartige Bänder tatsächlich arbeiten, zeigt das australische Fernsehen:


Schön auch diese Demonstration des australischen Skeptikers Richard Saunders:


Mit anderen Worten: Die vermeintlich überzeugenden Demonstrationen entpuppen sich als Tricks, wie sie insbesondere in dem zweiten Video gezeigt werden. Eine Wirkung haben die Bänder daher wohl allenfalls durch zwei wissenschaftlich abgesicherte Prinzipien: Den Placebo-Effekt und das, was man im englischen 'Confirmation Bias' nennt, also die Eigenschaft des menschlichen Gedächtnisses, bestätigende Ereignisse zu behalten und die nicht bestätigenden nicht.

Da man in Australien recht aktiv ist, haben zwei australische Skeptiker ein ähnliches Produkt auf den Markt gebracht: Das Placeboband! Informationen zu den - momentan (22.01.2011) leider ausverkauften - Placebobändern finden Sie unter http://skepticbros.com/placebo-bands/. Die wunderschönen Placebobands kosten 2 australische Dollar, für meine drei habe ich einschliesslich Versandkosten etwa 12 € bezahlt. Und schön sind sie:
Meine Placebobands... (eigenes Foto)

Samstag, 15. Januar 2011

Anekdoten und Daten

oder: Warum der Satz "Wer heilt hat Recht" sinnlos ist

"Wer heilt hat Recht." - "Mir/meiner Mutter/meiner Freundin hat es geholfen" - "Tausende zufriedene Nutzer bestätigen..." - Wer hat diese Sätze zur Rechtfertigung sogenannter "alternativer Heilmethoden" noch nicht gehört. Können denn die "tausende zufriedene Nutzer" sich alle irren? Muss man wirklich naturwissenschaftlich erklären können, wie ein Mittel oder eine Behandlung wirkt? Die Antworten lauten: Ja und Nein - in dieser Reihenfolge. Fangen wir mit der zweiten Frage an.


Muss man erklären können, wie ein Mittel wirkt?
Die kurze Antwort ist: Nein. Eine etwas längere Antwort wäre: Nein, aber es ist hilfreich. Um wissenschaftlich abgesichert festzustellen, ob ein Mittel wirkt oder nicht, muss man nicht unbedingt wissen, wie es das tut. Grundsätzlich klärt man die Wirksamkeit insbesondere von Arzneimitteln in klinischen Studien. Diese untersuchen nicht, wie etwas wirkt, sondern ob es wirkt. Allerdings gibt es dabei einiges zu beachten: So kann zum Beispiel die Studie unbewusst davon beeinflusst werden, dass der Patient weiß, dass er oder sie behandelt wird. Auch die Kenntnis des Behandlers kann ein Studienergebnis beeinflussen. Die Auswahl der Versuchsteilnehmer usw. All dies führt zu dem traurigen Ergebnis, dass die Mehrzahl an klinischen Studien zu falschen Ergebnissen führt. Ein Ausweg aus diesem Dilemma bietet sich durch eine sog. Meta-Studie an. Diese untersucht die bisherigen Studien, klassifiziert sie nach verschiedenen Zuverlässigkeitskriterien und ermöglicht so im Idealfall ein Bild von der Wirksamkeit. Schneidet zum Beispiel Mittel A in schlecht verblindeten Studien stets gut ab, in zuverlässig verblindeten Studien jedoch nicht, spricht vieles dafür, das nicht das Mittel wirkt, sondern das Studiendesign. Wenn es eine Erklärung dafür gibt, wie etwas wirkt, wird man vielleicht eher geneigt sein, eine Wirkung anzunehmen, als wenn es gar keine Erklärung dafür gibt. Trotzdem kann man auch bei noch so gut erklärbaren Wirkungsweisen schon deshalb nicht auf den klinischen Versuch verzichten, weil der Mensch (oder auch ein Tier) eben nicht nach Laborbedingungen funktioniert.

Mir hat es geholfen - darum wirkt es.
Lassen Sie mich auf dieses Statement mit einer Frage antworten: "Woher wissen Sie, das Mittel X ihnen geholfen hat?" - "Naja, es ging mir schlecht, ich habe Mittel X genommen und wenig später ging es mir besser." Beweist dies, das Mittel X heilt? Nein. Es beweist gar nichts, denn wir wissen nicht, ob es ihnen ohne Mittel X nicht ebenfalls besser gegangen wäre. Wir wissen auch nicht, ob sie nicht noch etwas anderes getan haben, was vielleicht tatsächlich den Heilungsprozess beschleunigt hat.

Schauen wir uns ein einfaches Beispiel an. Jeder kennt den Spruch "Eine Erkältung dauert mit Behnadlung eine Woche und ohne sieben Tage." Gehen wir - ich habe mir nicht die Mühe gemacht, die durchschnittliche Erkältungsdauer zu recherchieren - einmal davon aus, dass es durchschnittlich sieben Tage dauert, bis unser Immunsystem die Erkältungsviren soweit unter Kontrolle gebracht hat, dass keine Symptome mehr auftreten. Habe ich nun einen veritablen Schnupfen, greife ich zu Mittel X. Und tatsächlich: Am nächsten Tag geht es mir etwas schlechter (der Beipackzettel von Mittel X sagt dazu: Es kann bei der Anwendung zu einer sog. Erstverschlimmerung kommen) und dann klingt der Schnupfen ab. Also wirkt Mittel X. Oder nicht? Hätte ich Mittel X nicht genommen, wäre der Schnupfen wahrscheinlich in der gleichen Zeit abgeklungen - jedenfalls kann ich nicht wissen, dass es nicht so gewesen wäre.

Was zeigt uns das: Man kann die Frage, ob ein Mittel heilende Wirkung hat nur durch einen Vergleich klären. Man muss also klären, wie der Krankheitsverlauf mit und ohne Mittel war. Das wirft allerdings in der Praxis eine Menge Schwierigkeiten auf, und das ist der Grund, warum klinische Studien, die genau das machen, oft daneben liegen. So ist nicht jeder Mensch gleich und auch Erkältung ist nicht gleich Erkältung. Sie mag beim einen ohne Behnadlung nach einer Woche weg sein, beim nächsten nach fünf Tagen und beim nächsten dauert es zwei Wochen. Auch verhält sich nicht jeder gleich. Der eine bleibt im Bett, der nächste geht weiter arbeiten. Und dann gibt es noch den sogenannten Placebo-Effekt (über den schreibe ich aber ein andermal...).

Was wir aber in jedem Fall festhalten können: Der Umstand, dass es Ihnen nach Einnahme von Mittel X besser gegangen ist beweist nicht, dass dies auch auf Mittel X zurückzuführen ist. Auch wenn dies bei 100 oder 1.000 Menschen der Fall ist, wissen wir nicht, wie es diesen Menschen gehen würde, wenn Ihnen statt Mittel X unbemerkt ein Placebo untergeschoben wurde. Kurz zusammengefasst: Anekdoten ersetzen keine Daten.

Freitag, 14. Januar 2011

Rechtzeitig zum Wochenende: Podcasts

Meine erste Begegnung mit den Skeptikern war auf iTunes: In einem Forumsbeitrag schrieb jemand etwas über seinen Lieblingspodcast, The Skeptics Guide to the Universe. Es dauerte dann fast ein halbes Jahr und viele, viele Folgen dieses wöchentlichen Podcast, bis ich mir die Frage gestellt habe: Sind Skeptiker ein amerikanisches Phänomen oder gibt es das auch anderswo - in Deutschland zum Beispiel (Die Antwort lautet: Es gibt auch Skeptiker in Deutschland). Als jemand, der gerne Podcasts hört, habe ich hier ein paar skeptische Podcasts zusammengestellt, die ich gerne höre. Es mag noch viel mehr geben (Hinweise in den Kommentaren sind erwünscht). Insbesondere habe ich nur einen einzigen deutschsprachigen Podcast auf der Liste, aber der eine oder der andere wird sicher die englische Sprache gut genug beherrschen, um den hier vorgestellten Podcasts zu lauschen. Wenn Sie also am Wochenende nichts besseres zu tun haben, hören Sie mal rein.

The Skeptics' Guide to the Universe
Es ist kaum vorstellbar, was Dr. Steven Novella und die "Rogues" seit Jahren jeden Samstag präsentieren. Eine unterhaltsame und informative Show mit Nachrichten, Interviews und meinen beiden Lieblingsteilen: "Who is this noisy?" - Hörer können bis zur kommenden Woche ein Geräusch erraten und "Science or Fiction?" - Die "Rogues" raten, welche von drei Nachrichten erfunden ist.

For Good Reason
For Good Reason ist der Podcast der "James Randi Educational Foundation". JREF Präsident DJ Grothe, wie der Namensgeber der JREF gelernter Zauberkünstler, interviewt interessante Gäste. Informativ und unterhaltsam.

Rationally Speaking
ist der Podcast der New Yorker Skeptiker. Massimo Pigliucci und Julia Galef erkunden die Grenzgebiete zwischen Wissenschaft und Nonsens.

Skepticality
Skepticality ist der offizielle Podcast des Skeptic Magazins, das von Michael Shermers Skeptic Society herausgegeben wird. Die Moderatoren Derek und Swoopy präsentieren Nachrichten, Themen und Interviews.

Point of Inquiry
Point of Inquiry ist der Podcast des "Center for Inquiry", der ältesten Skeptiker-Organisation überhaupt. Verschiedene Moderatoren decken die ganze Palette skeptischer Themen ab.

Monster Talk
Ganz im Gegensatz dazu steht "Monster Talk". Der Podcast konzentriert sich völlig auf ... Monster. Von Bigfoot bis zum Loch Ness Monster. Ich hätte nicht gedacht, dass man eine ganze Podcast-Reihe mit diesem Thema unterhaltsam füllen kann, aber dem Team von Monster Talk gelingt das immer wieder. Der Podcast kommt auch vom Skeptic Magazine.

Skeptoid
In Skeptoid finden wir einen anderen Ansatz. Brian Dunning untersucht in jeweils etwa nur fünf Minuten Phänomäne und Alltagsmythen, vom Bermuda-Dreieck bis zu den Pyramiden.

The Skeptic Zone
Mit dem Podcast 'The Skeptic Zone' verlassen wir die USA und gehen nach Australien. Richard Saunders und Dr. Rachel Dunlop berichten von der anderen Seite der Welt, wo es eine sehr aktive und erfolgreiche Skeptiker-Szene gibt.

Skeptically Speaking
Zurück auf dem amerikanischen Kontinent: Dieser Podcast ist die Podcast-Ausgabe einer kanadischen Livesendung. Gastgeberin ist Desiree Shell.


Skeptics with a K
Womit wir im guten alten Europa gelandet wären: Skeptics with a K ist ein Podcast der Merseyside Skeptics, kommt also aus England. Achtung: Nicht alle Moderatoren sprechen BBC-Englisch. Informativ und mit einer guten Prise britschen Humors. Unterhaltsam ist auch der zweite Podcast, Inkredulous.

Righteous Indignation
Righteous Indignation ist ein weiterer britisch-irischer Podcast (einer der Moderatoren kommt von den Irischen "Skeptics in the Pub"), der sich unterhaltsam mit übernatürlichen Phänomenen beschäftigt.

Little Atoms
Nicht immer nur skeptisch, aber immer interessant. Radiosendung als Podcast. Neil Denny, Padraig Reidy, Richard Sanderson und Rebecca Watson (wenn die nicht gerade in der Welt rumdüst) interviewen interessante Gäste.


Super-Duper Woo-Fighting Duo (with capes!)
Skeptiker-Nachwuchs Rhys Morgan und Noodlemaz diskutieren - hauptsächlich - über Jim Humble und 'Miracle Mineral Solution' - anders auch als Chlorbleiche bekannt.

Humoralpathologie
ist der einzige deutschsprachige Podcast auf der Liste. Man macht sich hier ganz ungeniert über Esoterik lustig. Willkomen in Lemurien.

FM4 Science Busters
bringe ich ausser der Reihe: Lustige und unterhaltsame Wissenschaft (keine fünf Minuten pro Episode) vom ORF.

Donnerstag, 13. Januar 2011

Magie und Recht

Bei diesem Post kann ich endlich mal meine beiden Interessenfelder Recht und Skeptiker zusammenbringen. Eine kurze Vorwarnung: Es folgt eine sehr vorläufige Besprechung eines Urteils. Grundsätzlich sollte man Urteile nur dann beurteilen, wenn man sie auch gesehen hat. Da das sogleich zu besprechende Urteil aber noch nicht im Volltext verfügbar ist, kann ich mich nur an die amtliche Pressemitteilung des Bundesgerichtshofes beziehen. Allgemein habe ich auf meiner Webseite schon mal etwas zur Bewertung von Urteilen geschrieben. Nachlesen kann sich anbieten.

Worum geht es?
Am heutigen Tag hat der Bundesgerichsthof eine Pressemitteilung über eine Urteil des 3. Zivilsenats veröffentlicht. Die Pressemitteilung können Sie hier nachlesen. Über die Seite www.bundesgerichtshof.de können Sie in einigen Wochen auch die vollständige Entscheidung nachlesen, was in jedem Fall sinnvoll ist (Einfach nach dem Aktenzeichen III ZR 87/10 suchen).

Die Überschrift der Pressemitteilung lautet "Bundesgerichtshof zum Anspruch auf Vergütung für Kartenlegen" - eine vielversprechende Überschrift also. Der Fall, den der Bundesgerichsthof zu beurteilen hatte, ist leider branchentypisch, auch wenn man das der Pressemitteilung leider nicht entnehmen kann. Es kann durchaus sein, dass sich die BGH-Richter dieses Umstandes nicht bewusst waren.

Der Fall: Die Klägerin ist als Selbständige mit Gewerbeanmeldung tätig und bietet Lebensberatung ("life coaching"), wobei sie ihre Ratschläge anhand der durch Kartenlegen gewonnenen Erkenntnisse erteilt. In einer durch Beziehungsprobleme ausgelösten Lebenskrise stieß der Beklagte im September 2007 auf die Klägerin. In der Folgezeit legte sie ihm am Telefon in vielen Fällen zu verschiedenen - privaten und beruflichen - Lebensfragen die Karten und gab Ratschläge. Hierfür zahlte der Beklagte im Jahr 2008 mehr als 35.000 €. Für im Januar 2009 erbrachte Leistungen verlangt die Klägerin mit ihrer Klage 6.723,50 €.

Die Entscheidung
Der Bundesgerichtshof hat in seiner Entscheidung zunächst einmal bestätigt, was schon die Vorinstanzen entschieden haben. Eine Leistung, die auf die Erbringung magischer oder übernatürlicher Dienste gerichtet ist, ist objektiv unmöglich. Aus diesem Umstand hatten die Vorinstanzenzen geschlossen, dass die Klägerin nach § 275 Abs. 1 BGB von ihrer Leistungspflicht frei wird, aber deshalb nach § 326 Abs. 1 S. 1 BGB auch keinen Anspruch auf die Gegenleistung habe. Diesen scheinbar zwingenden Schluss will aber der Bundesgerichtshof nicht ziehen. Lassen wir die Presseerklärung dazu sprechen: "Die Vertragsparteien können im Rahmen der Vertragsfreiheit und in Anerkennung ihrer Selbstverantwortung wirksam vereinbaren, dass eine Seite sich - gegen Entgelt - dazu verpflichtet, Leistungen zu erbringen, deren Grundlagen und Wirkungen nach den Erkenntnissen der Wissenschaft und Technik nicht erweislich sind, sondern nur einer inneren Überzeugung, einem dahingehenden Glauben oder einer irrationalen, für Dritte nicht nachvollziehbaren Haltung entsprechen. "Erkauft" sich jemand derartige Leistungen im Bewusstsein darüber, dass die Geeignetheit und Tauglichkeit dieser Leistungen zur Erreichung des von ihm gewünschten Erfolgs rational nicht erklärbar ist, so würde es Inhalt und Zweck des Vertrags sowie den Motiven und Vorstellungen der Parteien widersprechen, den Vergütungsanspruch des Dienstverpflichteten zu verneinen. Nach den Umständen des Falles liegt die Annahme nicht fern, dass die Klägerin nach dem Willen der Parteien die vereinbarte Vergütung ungeachtet des Umstands beanspruchen konnte, dass die "Tauglichkeit" der erbrachten Leistung rational nicht nachweisbar ist." Allerdings lässt der Bundesgerichtshof dem Beklagten noch ein - bei der Schilderung des Sachverhalts nicht ganz fern liegendes -Schlupfloch: Er hält es für erwägenswert, den konkreten Vertrag als sittenwidrig zu betrachten. In diesem Zusammenhang dürfe nicht verkannt werden, dass sich viele Personen, die derartige Verträge schließen, in einer schwierigen Lebenssituation befinden oder es sich bei ihnen um leichtgläubige, unerfahrene oder psychisch labile Menschen handelt. Daher dürften in solchen Fällen keine allzu hohen Anforderungen an einen Verstoß gegen die guten Sitten gestellt werden.

eine erste Bewertung...
Da ich - wie schon gesagt - bislang nur eine Pressemitteilung kenne, kann ich hier naturgemäß nur ein paar Gedanken los werden, die Enstcheidung aber nicht wirklich bewerten.
Vertragsfreiheit ist sicher wichtig. Man kann auch durchaus den strengen Standpunkt vertreten, dass Verträge eben eingehalten werden müssen. Wenn sich also alle darüber einig sind, dass Magie nach wissenschaftlichen Kriterien wirkungslos ist, warum sollen sie dann darüber keinen Vertrag schließen dürfen? Genau bei dieser Annahme habe ich aber ein  Problem. Wer glaubt, dass ein Magier in die Zukunft sehen kann, der irrt. Er glaubt ja gerade, dass der Magier mit seinen Mitteln den versprochenen Erfolg erzielen kann. Der Kunde ist sich also gerade nicht darüber im Klaren, dass er sich auf eine unmögliche Dienstleistung einlässt. Ist er damit nicht schutzbedürftig? Insbesondere, wenn man an Fälle wie diesen denkt, in denen der Kunde einen beträchtlichen Teil seines Vermögens für solchen Aberglauben ausgibt. Ob es in allen Fällen gelingt, diesen Schutz über das Verdikt der Sittenwidrigkeit zu erreichen, dürfte zweifelhaft sein.

Ein Lichtblick der Entscheidung ist jedoch vor allem, dass Kartenleger sich wohl nicht darauf berufen können, die Legitimität ihrer Magie sei vom Bundesgerichtshof bestätigt worden. Jedenfalls hinsichtlich der Unmöglichkeit der Leistung lässt der Bundesgerichtshof keine Zweifel offen. Gleichwohl hätte man sich eine Entscheidung gewünscht, die letztlich irrende Verbraucher besser vor der skrupellosen Ausbeutung ihres Aberglaubens schützt, als es diese Entscheidung tut.

Nachtrag:
Ich bin nicht der einzige, der sich schon an eine Bewertung des Urteils gewagt hat. Der Hamburger Rechtsanwalt Dr. Jan-Peter Ewert kommentiert auf dem GWUP-Blog mit folgendem Fazit: "Schwieriger wird die Lage für Opfer von Quacksalbern damit aber allemal". Dem kann ich mich nur anschließen.

Und gleich noch ein Nachtrag (23:26): Auch Rechtsanwalt Udo Vetter sieht auf seinem Lawblog die Sache kritisch. Seine treffende Überschrift: "Auch heiße Luft darf berechnet werden". Besonders die Kommentare sind hier recht interessant.

Dienstag, 11. Januar 2011

Die Schweinegrippe geht um...

 Erinnern wir uns: Als im letzten Jahr ein neues Grippevirus die erste Runde machte, da haben Impfgegner uns alle wissen lassen, dass eine Impfung doch viel gefährlicher sei, als ein wenig Grippe. Nun geht die Schweinegrippe wieder um und fordert Opfer. Fakt ist: Impfschäden sind recht selten, schwere Krankheitsverläufe bei einer echten Grippe leider nicht. So schreibt die Kölnische Rundschau heute: "Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) empfahl nachdrücklich die saisonale Grippeschutzimpfung für junge Menschen. Angesichts einer deutlichen Zunahme der Erkrankungen durch das H1N1- Virus sei die Grippeimpfung für Kinder und Jugendliche ratsam, heißt es in einer Mitteilung. Gerade bei Minderjährigen könne eine Infektion mit dem H1N1-Virus häufiger zu schweren Erkrankungen führen" Eine Empfehlung, der man sich nur anschließen kann. Bei Science Based Medicine gibt es einen Artikel (in englischer Sprache) über die Effektivität der Grippeimpfung, den ich nur empfehlen kann.
Links:
Sechsjährige in Köln gestorben - Kölnische Rundschau

Flu Vaccine Efficacy

Kölner Skeptiker treffen sich...

Die Kölner Skeptiker treffen sich morgen (also: Mittwoch, 12.01.2011) ab 19:00 Uhr im Lokal der "Alten Feuerwache", Melchiorstraße 3, 50670 Köln. Dabei wollen wir vor allem über die 10:23-Kampagne sprechen. Damit interessierte Skeptiker und Skeptikerinnen uns auch finden, werden sicher ein paar "Skeptiker" (die Zeitschrift) auf dem Tisch liegen. Bis morgen...

Noch ein Blog?

Hallo zusammen!
In diesem Blog möchte ich hin und wieder - nämlich wenn ich Zeit dazu habe - meine Gedanken zu verschiedenen Themen loswerden. Als Skeptiker werden dies vor allem Gedanken zu skeptischen Themen sein, also Parawissenschaften, Esoterik und Wunderglauben. Bin ich dazu qualifiziert? Das müssen Sie entscheiden. Ich bin kein Naturwissenschaftler, sondern von Beruf Jurist (Richter, um genau zu sein). Ich bilde mir aber zumindest ein, kritisch denken zu können. Und ich bilde mir auch ein, mir eine Meinung grundsätzlich aufgrund von Beweisen zu bilden. Ein Skeptiker halt. Wenn Sie mehr an juristischen Themen interessiert sind, schauen Sie mal auf meine Webseite: www.recht-nuetzlich.de.